Im Oktober 2014 habe ich meine Reise nach Jordanien angetreten: zwar kannte ich das Land schon von einer früheren Backpacker-Reise, aber dennoch war die Erfahrung in diesem Land zu leben noch einmal etwas ganz anderes und eine Möglichkeit für mich soviel Neues zu lernen und mich persönlich weiter zu entwickeln.
„Jordanien“ – das klang, wie ich herausfand, für viele Menschen in Österreich wie ein Ort der großen Unsicherheit, Gefahr und großen Unannehmlichkeiten, besonders in Bezug auf die Rolle einer Frau in einer arabischen Gesellschaft. Tatsächlich trifft aber keines dieser Kategorisierungen und Wertungen auf diese Gesellschaft zu; glücklicherweise sind diese Betrachtungen um einiges zu kurz gefasst. Zwar stimmt es, dass Frauen in einer „arabischen Gesellschaft“ eine besondere Rolle einnehmen, welche anders als die Rolle der Frau im europäischen Kontext definiert ist. Nichtsdestotrotz kann ich aber zum Glück sagen, dass das Bild der arabischen Frau, welche vom Mann dominiert wird und selbst viel weniger Rechte als ein Mann genießt, zu kurz greift. Vor allem in Jordanien gibt es in den letzten Jahren eine stark wachsende Anzahl von Frauenaktivistinnen und auch in politischen Entscheidungsprozessen spielen Frauen eine zunehmend große Rolle. Nicht zu vergessen ist selbstverständlich die große Rolle die Frauen innerhalb von Familien spielen.
Auch habe ich in meiner Zeit in Jordanien und meinen vielen Reisen in die palästinensischen Gebiete und nach Ägypten soviel Freundlichkeit, Herzlichkeit, und Interesse entgegnet bekommen, wie sonst selten wo auf unserer Welt. Kurz gesagt, ich freue mich aus meiner Zeit in Jordanien die klare Bilanz ziehen zu können, dass die meisten Gedanken, Ideen und Vorstellungen über die arabische Welt nicht zutreffen und viele von Ihnen vor allem stereotypisch und oft sogar sehr rassistisch sind. Tatsächlich glauben kann man dies aber wahrscheinlich nur dann, wenn man dies selbst erlebt und die Möglichkeit hat, sich selbst ein Bild der arabischen Kultur zu machen. Um eben genau dies zu erreichen, ist es wichtig, Menschen davon zu überzeugen ihre Augen zu öffnen, ihren Abenteuer- und Erkenntnisdrang nachzugehen und sich auf eine Reise zu begeben.
Denn was Europa und die arabische Welt in dieser Zeit voller Krisen benötigt, sind Brücken – Brücken des Verständnissen, Brücken des Verstehens und Brücken der Zusammenarbeit. Brücken können auf vielseitige Weisen gebaut werden: durch Reiseerfahrungen, durch Gespräche, durch Solidaritätsbekundungen oder wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Unternehmen der arabischen Welt. Oder eben auch durch Programme, wie dem European Volunteer Service. Solche Brücken würden dann im Endeffekt nicht nur die arabische Welt, sondern auch vor allem auch Europa im Denken fortschrittlich beeinflussen. In diesem Sinne bleibt nicht viel zu sagen, wie: „The world is a book, and those who do not travel read only one page” – und die, die sich nicht auch selbst auf eine Reise begeben, werden leider auch nie die große Bereicherung der arabischen Kultur, die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen der arabischen Welt, und in Jordanien im Speziellen, verstehen können.
Johanna Damböck lebte in Amman/Jordanien als Europäische Freiwillige im Rahmen des Erasmus+ Programms der Europäischen Kommission. Generation Europa verschickt interessierte Freiwillige, bei Interesse kontaktiert uns gerne unter plattform@generationeuropa.eu
For an english report by Johanna, please refer to this link: https://evsjordan.wordpress.com/2015/02/06/europe-and-its-other-an-evs-in-the-land-of-the-otherss-view-on-current-political-issues-in-europe/#respond